Kontaktabzüge einer Kleinbild-Negativfilmrolle, die mit einer Leica-Kamera belichtet wurde und das Skijöring auf dem St. Moritzersee zeigt
Das Bildarchiv des Verlages Engadin Press umfasst über 50 000 Aufnahmen und zählt zu den bedeutendsten und grössten Sammlungen von Bündner Fotografien. Es deckt den Zeitraum von 1880 bis 1950 ab und besteht aus Bildern zum frühen Tourismus, lokalem Brauchtum sowie zahlreichen Aufnahmen von Landschaften und Ortsbildern aus dem ganzen Kanton. Die Bilder zeigen Alltägliches und Aussergewöhnliches. Die ersten Aufnahmen aus der Sammlung datieren aus dem vorletzten Jahrhundert um 1880. Die Bilder sind Zeitzeugnisse einer Epoche, in welcher der Tourismus noch jung und die Landschaft weitgehend unverbaut war.
In den letzten 60 Jahren betreute das Museum für Kommunikation in Bern die Sammlung. Weil dieses der Meinung ist, dass die Bilder an ihrem Ursprungsort mehr Wirkung entfalten können und bei der Fotostiftung Graubünden in besten Händen sind, hat es diesen Bilderschatz an die Stiftung übergeben. Nun werden die Bilder gezielt regional wie auch darüber hinaus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Geschäftsleiter Pascal Werner verschafft sich eine erste Übersicht über die zahlreichen Mappen mit Originalabzügen.
Die Präsidentin der Fotostiftung, Corina Casanova, zeigt sich erfreut, dass es gelungen ist, die Aufnahmen zurück nach Graubünden zu holen. Wie der Leiter der Fotostiftung, Pascal Werner, betont, komme es äusserst selten vor, dass Museen oder Archive ihre Bestände abtreten. «Umso erfreulicher ist es, dass es durch unser persönliches Engagement sowie unsere Kompetenz in Bezug auf den professionellen Umgang mit dem Kulturgut gelungen ist, die Bilder von den Berner Kollegen zu erhalten.» Beim Bestand Engadin Press war letztlich der regionale Bezug ausschlaggebend für die Schenkung. «Diese Rückgabe auf nationaler Ebene zeigt auch, dass die Ziele unserer Einrichtungen nur gemeinsam erreicht werden können», kommentiert die Direktorin des Museums für Kommunikation, Jacqueline Strauss. 4000 Werke konnte das Museum für Kommunikation bereits digitalisieren. «Wir freuen uns sehr, dass der gesamte Bestand schon bald durch die Fotostiftung Graubünden der Öffentlichkeit und im Speziellen den Bündner:innen zur Verfügung gestellt wird», ergänzt Direktorin Strauss.
Ein auf Karton aufgezogner Originalabzug zeigt eine Golfpartie beim Pavillon des Kulm-Hotels St. Moritz, 1923.
Geplant ist unter anderem eine Sonderausstellung. Bis dahin sollen die Aufnahmen unter anderem mit Hilfe von Robotern digitalisiert und mit künstlicher Intelligenz beschriftet werden. «Bilder aus dem vorletzten Jahrhundert werden mit modernster Technik zu neuem Leben erweckt», sagt Pascal Werner. Dies macht es möglich, dass die Fotografien schon bald auf der Webseite der Fotostiftung angeschaut werden können.