Die kleine Gegend der grossen W ...

Weinberge bei Lenins

Die Bündner Herrschaft als Magnet

Die Dichte der Schlösser und Patrizierhäuser belegt es: Die Bündner Herrschaft war schon in früheren Jahrhunderten eine begehrte Wohnlage, insbesondere für «herrschende» Familien. Schloss Salenegg der Familie von Gugelberg in Maienfeld steht ebenso dafür wie Schloss Bothmar in Malans, dessen aktuellen Schlossherrn mit seinem bewegten Leben unsere Leser in dieser Ausgabe näher kennenlernen können. Die Süd-West-Ausrichtung, die moderaten Temperaturen und die überdurchschnittliche Sonnenbescheinung machen die Region auch heute zu einer privilegierten Wohnlage. Das ehemalige Untertanengebiet der drei Bündner Bünde bildet heute mit seinen vier Gemeinden Maienfeld, Malans, Jenins und Fläsch einen der kleinen Kreise im Kanton, benannt nach dem Hauptort Maienfeld – das Kreiswappen vereinigt das Motiv des Dorfwappens von Jenins mit den Farben Blau-Gelb der drei andern Gemeinden.
 
Neben den «vornehmen» Familien sind auch «einfachere» Leute mit der Herrschaft eng verbunden und manche haben es mit ihrem Wirken weit gebracht, eine Familie gar zu einem Weltkonzern. Über diese Familie, die in manchen Wirtschaftszweigen tätig war und ist, erfahren Sie mehr. 

Heute ist die «Herrschaft», wie sie umgangssprachlich genannt wird, beliebter Wohnort von Pendlern, die tagsüber in den grossen Arbeits- und Verwaltungszentren des Kantons (oder gar in Zürich) tätig sind. Dennoch ist die Bündner Herrschaft keine Schlafstadt oder -agglomeration. Sie ist das grösste Weinbaugebiet in Graubünden und ihre Winzer sind weit über die Kantonsgrenzen hinaus für ihre hervorragenden Tropfen bekannt. Die «kleine Gegend der grossen Weine» – wie sie sich selbst bezeichnet – entwickelt sich stetig weiter. Die Frage ist nur: in welche Richtung?

Durch die Herrschaft führte in vergangenen Jahrhunderten die Hauptverkehrsachse zwischen Nord und Süd über die Alpen, Maienfeld und Malans entwickelten sich zu wichtigen Markt- und Umschlagsplätzen. Heute geht diese Handelsroute dem Rhein entlang an der Herrschaft vorbei. Dafür hat sich die Region touristisch entwickelt, sodass ein Halt sich lohnt. Neben den Winzern und ihren – teils sehr begehrten – Flaschen kann manch Kleinod entdeckt werden, wenngleich diese nach Jahren – in einem Fall gar nach fast zwei Jahrhunderten – wiederbelebt werden mussten.
 
Direkt neben den Gleisen der RhB an der Chur-Arosa-Strecke steht in Peist einer der ältesten Bäume des Kantons – eine über 500 Jahre alte Esche. Dass dieser Baum wie andere auch heute noch lebt, ist zumeist privater Initiative zu verdanken. Die Baumgeschichte finden Sie im Magazinteil dieser Nummer. Dazu auch: Wie das Wirrwarr von Fotoarchiven durch eine Internetplattform transparent gemacht werden soll und was ein Studierender der HTW in Chur für die Gemeinde Muri (Kanton Aargau) realisiert hat. Dies ist der Start unserer «Schreibwerkstatt», die wir im letzten Heft angekündigt haben, ein erster Beitrag also in diesem Heft, der zweite in der Dezemberausgabe ist bereits in Vorbereitung. Dann wird es umgekehrt sein: Ein Studierender aus Wädenswil realisiert ein Projekt in St. Moritz.

Christian Dettwiler
Redaktionsleiter