Rund 190 grosse, mittlere und kleine Steine aus allen Tälern der Surselva stehen seit Juni dieses Jahres in Ilanz. «Schichtwechsel» heisst die als Kunstausstellung angesagte Installation eines lokalen Vereins, der gleich bis 2025 den öffentlichen Raum in Ilanz bespielen will, vom St. Margarethenplatz in der Altstadt bis zur Plazza Cumin. Schon im Vorfeld erhitzte die Idee die Gemüter, was nicht nur in den Leserbriefspalten Niederschlag fand. Auch handgreiflich wurde man, lag doch kurz nach der Eröffnung ein Stein am Boden statt aufrecht. Dass das Aufstellen von Steinen im besiedelten Raum derart starke Emotionen heraufbeschwört, ist durchaus bemerkenswert. Dabei liegt das Anliegen der Initianten weit entfernt davon, Polemiken auszulösen – und wenn, dann doch auf sehr feine Art.
Die Steine hätten sich als Vertreter der Surselva zusammengefunden, um sich über den Zustand und die Zukunft der Region zu beraten, heisst es leicht kryptisch in den Unterlagen zur Ausstellung. Wer wenig mit dem Gedanken einer Wesenhaftigkeit von Gesteinen anzufangen weiss, kann diesen Anspruch auch beiseitelassen und sich einfach auf den Rundgang durch Ilanz machen. Wer es nämlich nicht ganz verlernt hat, sich zu wundern, der kommt unweigerlich ins Staunen über die schiere Vielfalt an Arten und Formen, die sich auf dem relativ begrenzten Raum der Surselva finden lässt, von Marmor über Gneisse bis zum Ilanzer Verruccano. In Gruppen oder einzeln aufgestellt und massiv verankert, stehen sie nun in den Gassen und Plätzen von Ilanz und erinnern auch daran, worauf unser Leben fusst – auf den ganz grundlegenden Elementen nämlich, die sich über Jahrmillionen im Erdinnern geformt haben. Wenn das eigene Leben in ein Verhältnis mit dem Erdalter gesetzt wird, erscheinen einem plötzlich alltäglich Fragen nicht mehr ganz so entscheidend, etwa, ob es sich nun um eine eigentliche Kunstausstellung handelt, wenn man vorgefundene Objekte im öffentlichen Raum postiert (was sich seit etwa 100 Jahren ohnehin erledigt haben dürfte). Und schon gar nicht, ob die darunterliegenden Installationen für Strom und Wasser unter dem Gewicht der Steine leiden könnten (was sie natürlich nicht tun, das wurde abgeklärt von den Initianten).
«Schichtwechsel» wird begleitet von einer hintergründigen Ausstellung im Regionalmuseum Ilanz und einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm, für das man unter anderem mit der Tektonikarena Sardona zusammenarbeitet. Zudem ist unter der Regie von René Schnoz ein szenischer Theaterrundgang durch Ilanz entstanden.
www.schichtwechsel-la-surselva.com
In Ilanz machen Steine auf den geologischen Reichtum der Region aufmerksam. (Fotos: Daniel Ammann)