Die Zeit läuft: Private oder öffentliche Bildarchive sollten möglichst rasch digitalisiert werden, um den physischen und dokumentarischen Wert der Bilder zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (Foto: zVg)
Pascal Werner, Geschäftsführer der Fotostiftung Graubünden, hat vor vielen Jahren damit begonnen, private und öffentliche Bildbestände zu katalogisieren, konservieren und digitalisieren, um sie vor dem Zerfall zu retten. Fakt ist, dass der Zahn der Zeit an den Bildern nagt und die Gefahr besteht, dass die Fotos unwiderruflich zerstört sind: «Damit gehen oftmals wichtige Zeitdokumente verloren, welche einen historischen Einblick in die Bereiche Architektur, Landschaft, Tourismus, Landwirtschaft, Brauchtum, Handwerk oder das tägliche Leben geben», so Pascal Werner. Um seine Aussage zu bekräftigen, verweist er auf verschiedene Sammlungen, welche aus Glasnegativen und Papierabzügen bestehen, auf welchen die Motive nur noch schwer erkennbar sind. Mit der Digitalisierung der Bildarchive sei aber nur der erste Schritt getan: «Neben der Rettung der Originale sehen wir unsere Hauptaufgabe darin, die Bilder in Datenbanken zu integrieren, um sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.» Dank modernster Technik sowie der Zusammenarbeit mit Forschern und Fachleuten der ETH Zürich sollen die Datenbanken der Fotostiftung künftig lernfähig werden, das heisst, mittels Machine Learning (ML) können Programme mit auf den Kanton Graubünden trainierten Algorithmen Inhalte erkennen, benennen und hierarchisch zuordnen. «Dadurch kann die gezielte Bildsuche wesentlich erleichtert werden, was bei der mittlerweile riesigen Menge an Fotografien, welche die Fotostiftung digitalisiert, besonders für Gemeinden und Spezialisten aller Fachbereiche von grossem Interesse ist.»
Vizepräsidentin Barbara Janom Steiner, Geschäftsführer Pascal Werner und Stiftungsratspräsident Bernard Cathomas (re) sind sich über die strategische Ausrichtung der Fotostiftung Graubünden einig. (Foto: zVg)
Der Stiftungsrat ist daran interessiert, die Professionalisierung der Fotostiftung im oben genannten Sinne weiter voranzutreiben: «Dazu braucht es neben der fachlichen Kompetenz auch Geld, um die zukünftigen Aufgaben optimal erfüllen zu können», betont Stiftungsratspräsident Bernard Cathomas. Als einen besonderen Glücksfall bezeichnet es Cathomas in diesem Zusammenhang, dass sich die ehemalige Regierungsrätin Barbara Janom Steiner bereit erklärt hat, als Vizepräsidentin in der Fotostiftung Einsitz zu nehmen: «Ich erkenne das enorme Potenzial und die Ressourcen, die in dieser Stiftung im Interesse der Öffentlichkeit stecken», so Barbara Janom Steiner, «hier wird dem Kulturgut Fotografie Rechnung getragen sowie das audiovisuelle Erbe des Kantons angetreten, um damit die Erinnerung an längst vergangene Zeiten zu bewahren.»
Foto- und Filmbestände gesucht
Die Fotostiftung hat inzwischen zahlreiche Nachlässe digitalisiert und arbeitet für verschiedene Gemeinden im Kanton die Bildarchive auf. Zudem ist sie nach wie vor an Foto- und Filmbeständen interessiert, ob als Schenkung zur Aufbewahrung im Archiv der Stiftung oder als Leihgabe zwecks Digitalisierung. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Zustand sich das Material befindet. Allerdings sollten es Bilder sein, die im Kanton Graubünden aufgenommen wurden, sich inhaltlich darauf beziehen oder von Bündnern oder Bündnerinnen aufgenommen wurden. Fest steht, dass Bilder die Geschichten der ältesten Bündner und Bündnerinnen in Erinnerung rufen können. Bilder ohne die dazugehörenden Geschichten sind oft nur halb so viel Wert. Die Fotostiftung Graubünden hat ihre Geschäftsräumlichkeiten am Regierungsplatz 30 in Chur. Weitere Informationen sind auf der Website www.fotoGR.ch zu finden.