​Die Hoheit der Berge

Berge Graubünden

Zwei Bergsteiger auf der Schnee­kuppe «Muotta da Naiv» beim Piz Roseg. (Foto: Andrea Badrutt)

Nicht die höchsten der Alpen, aber prägend

«Weg mit den Alpen – freie Sicht aufs Mittelmeer» –das war der Slogan der Jugendbewegung Anfang der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts. Heute sind manche der damals «Bewegten» Hirten auf Alpweiden oder Alpinisten geworden. Denn in der Tat haben die Berge etwas Kontemplatives, sie sind herrschaftlich und vermitteln neben der Naturschönheit auch Ruhe. 

Entstanden sind die Alpen und damit auch die Bündner Berge durch geologische Veränderungen zwischen Afrika und der sogenannten Adriatischen Platte, die vor rund 100 Millionen Jahren die Berge von der Mittelmeerküste bis ans Pannonische Becken bildeten. Die höchsten Berge mit über 4000 Metern bildeten sich in den Westalpen mit dem Montblanc, in Graubünden reichte es gerade für einen Viertausender (Piz Bernina) sowie einige Dreitausender. Dennoch sind auch diese Berge Sehnsuchtsorte so mancher Alpinisten, sie erklimmen sie selbst oder werden von Bergführern begleitet.

Die Berge haben auch viele weitere Aspekte: Ohne Berge kein Wasser und keine Bergseen, ohne Berge keine Mineralien, namentlich Kristalle, und es gibt auch so manche Tiere, die nur in der Bergwelt anzutreffen sind, Murmeltiere, Steinböcke oder Schneehasen.

Seit Reisende im 18. Jahrhundert die Schönheit der Berge für sich entdeckten, verfassten sie Berichte und Reiseliteratur. Albrecht von Hallers Gedicht «Die Alpen» steht dafür. Auch Johann Wolfgang von Goethe unternahm drei Schweizer Reisen, die ihn in die Alpen führten. Im 20. Jahrhundert waren es Thomas Mann und Max Frisch, die sich mit den alpinen Bergen auseinander gesetzt haben, in jüngster Zeit macht das auch Arno Camenisch.

All diese Themen finden Sie in diesem Heft kommentiert. Darüber hinaus haben wir wie immer im Magazinteil des Hefts diverse Themen von Interesse. Wir haben einmal über die Kantonsgrenzen hi­nausgeschaut und berichten über eine Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen, die sehr wohl etwas mit Graubünden zu tun hat. Es handelt sich um die Darstellung einer Künstlerbeziehung, die seltsamer nicht sein könnte: Alberto Giacometti aus dem Bergell und Francis Bacon aus London, beide gehören zu den bekanntesten und hochgehandelten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Und wir widmen uns zwei landwirtschaftlichen Themen, die unterschiedlicher auch nicht sein könnten: dem Weinbau in Graubünden und dem Revival des Ackerbaus. Der Weinbau in Graubünden wird stets auf die «Bündner Herrschaft» reduziert, was aber nicht ganz stimmt, denn gerade angesichts der Klimaerwärmung bieten sich neue Anbaugebiete an. Und der Ackerbau wird neu erfunden – weg von der reinen Graswirtschaft mit Milchproduktion und Muttertierhaltung. 

Und letztlich blicken wir zurück auf die «Terra Grischuna»-Leserreise, die die Leserinnen und Leser der Zeitschrift nach Bayern geführt hat, zu den Bündner Barockbaumeistern, die in Nordbayern nach dem 30-jährigen Krieg wieder ganze Städte aufgebaut haben.

Christian Dettwiler
Redaktionsleiter