Linus Flepp
Man könnte tatsächlich ein wenig an Hans Ardüser denken, ein Vergleich, den Herausgeber Marius Hublard zieht: Wie der Fassadenmaler, der vor 400 Jahren in Thusis starb, ist auch Linus Flepp zugleich Lehrer und Künstler. Früher, als der Schulbetrieb in den Sommermonaten ruhte, machte sich Flepp auf, um Hausfassaden und Kirchenwände mit seinen Bildern zu schmücken – wie ehedem Hans Ardüser. Doch etwas unterscheidet die beiden doch: Anders als Ardüser hat sich Flepp alles selbst beigebracht, was er heute zu Papier und auf die Leinwand bringt. Dabei hat er wohl nichts ausgelassen, was sich mit Zeichenstift und Pinsel ausdrücken lässt. Seine stilistische Bandbreite ist gross, von figürlichen Darstellungen, Landschaften, über Porträts bis hin zu abstrakten Werken (Er schuf aber auch Firmenlogos), Bühnenbildern und eben Fassaden- und Kirchenmalerei reicht sie. Und bis heute zeichnet der Disentiser Künstler jeden Tag eine Karikatur für die Zeitung La Quotidiana.
«Künstler – Illustrator – Grafiker – Karikaturist» heisst denn auch der Untertitel der im letzten Herbst erschienen Broschüre, die Flepps Schaffen zwischen zwei Buchdeckeln versammelt und für den interessierten Leser vermittelt. Anlass ist der nahende 70. Geburtstag des in der Val Medel geborenen Flepp.
Zum Malen und Zeichnen fühlte sich Flepp schon in jungen Jahren hingezogen, und am Churer Lehrerseminar fiel sein Talent denn auch auf. Doch aus der Kunsthochschule wurde nichts, stattdessen arbeitete er 40 Jahre lang als Primarlehrer in Disentis. Die Freizeit aber war der Kunst und dem Gestalten vorbehalten. Alois Carigiet, der grosse Künstler aus der Region, animierte ihn zum abstrakten Malen, wie er in einem ebenfalls abgedruckten Interview mit dem Journalisten Jano Felice Pajarola erzählt. Doch Flepp wäre nicht Flepp, hätte er nicht zwischen den Genres gewechselt. Gerade seine Fassadenmalereien sind zumeist figürliche Darstellungen von Lebensmotiven, Szenen aus dem Alltag oder Hobbys. Darüber hinaus illustrierte Flepp zahlreiche Kinder- und Lehrbücher, wovon der reich bebilderte Band ebenfalls zeugt. Eine wirklich passende Hommage an den Künstler und sein umfangreiches Œuvre.