Der Park Ela mit seiner unberührten Landschaft ist ein Paradies für Naturliebhaber. (Foto: Yanik Bürkli)
Was man sich im Parc Ela auf keinen Fall entgehen lassen sollte, ist die Fahrt über den 65 Meter hohen 136 langen Landwasserviadukt auf der UNESCO-
Welterbe-Strecke der RhB. Der Blick aus dem Zugfenster hinunter in die Schlucht ist genial. Das sei schon mal vorweggesagt. Die Sicht lässt sich aber auch umkehren. In einer halben Stunde gelangt man auf einem Fussweg von Filisur her zu einem Aussichtspunkt, von wo das imposante Bauwerk von unten her bestaunt werden kann. An diesem hübschen Plätzchen an der Landwasser verweilt man ganz gerne. «Er liegt am Wasserweg Ansaina», erklärt Judith Burri, Projektleiterin Kommunikation, Events und Inszenierungen, vom Verein Parc Ela. Der sieben Kilometer lange Weg führt entlang der Albula, der Landwasser und des Schaftobelbachs. Eine leichte Wanderung, die auch gut mit Kindern zu machen sei, weiss Judith Burri. Der Wasserweg ist aber nur eine der zahlreichen Wanderungen im Parc Ela. Mehrtägige Weitwanderungen, Genusswandern, interaktives Wandern oder Themenwege sind weitere Möglichkeiten auf Schusters Rappen den Parc Ela zu entdecken.
Schatzinsel der Artenvielfalt
Wenn man denn schon in den Wanderschuhen steckt, ist ein Ausflug auf die Alp Flix sicher nicht verkehrt. Die Alp Flix ist eine wahre Schatzinsel der Artenvielfalt. Selbst Fachleute waren überrascht, als sie im Jahr 2000 auf diesem Hochplateau innerhalb von nur 24 Stunden 2092 Arten belegen konnten. Seitdem wird die Alp Flix wissenschaftlich dokumentiert und erforscht. Auch in diesem Sommer untersuchen an vier Wochenenden 30 Forschende die Artenvielfalt zwischen 2100 und 3000 m ü. M. Interessierte Gäste können die Wissenschaftler zu bestimmten Zeiten begleiten.
Nicht ganz auf dieser Meereshöhe, aber trotzdem mitten in der Natur können in begleiteten Einsätzen Firmen und Gruppen lernen, wie man Trockenmauern restauriert. Dasselbe gilt auch für Schulen und Lernbetriebe. «Es geht in solchen Natureinsätzen darum, sich für die Kulturlandschaft im Parc Ela einzusetzen», hält Judith Burri fest. Ein lohnender Einsatz, denn verwöhnt wird man mit regionalem Essen direkt vom Landwirt und serviert auf dem Feld. Apropos Landwirte und ihre Produkte: Vom Savogniner Heumilch-Käse über Bergkartoffeln und Frischfleisch bis zum Parc-Ela-Brot sind unzählige Produkte mit dem Parc-Ela-Label ausgezeichnet.
Dasselbe gilt auch für Handwerksbetriebe. Leute mit viel Kreativität und guten Ideen verarbeiten Rohstoffe aus dem Parc Ela. So wie Barbara Schuler-
Rozzi. Als gelernte Schreinerin verwendet sie Massivholz aus der Region, vorwiegend Arve und Lärche. Ihre Schreinerwerkstatt steht zuhinterst im Albu-
latal, in Bergün. «Ich durfte Schreinerin werden», erzählt sie. Stolz und Leidenschaft für ihren Beruf und auf ihre Schreinerei liegen in diesem Satz. Im Jahr 1980, als sie als Frau mit ihrer Lehre startete, war das keine Selbstverständlichkeit. Vom Vater habe sie aber immer hundertprozentige Unterstützung erfahren. Im Jahr 2003 übernahm Barbara Schuler-Rozzi den Familienbetrieb, den im Jahr 1939 ihr Grossvater gegründet hatte, von ihrem Vater. Mit Unterstützung ihres Vaters sei sie dann reingewachsen in den Betrieb, sagt sie. «Er war mein Mentor.» Im Jahr 2015 wurde sie zusammen mit einem Architekturbüro für den Innenausbau der Raiffeisenbank Bergün mit dem Anerkennungspreis «Holz mit Pfiff» von Graubünden Holz ausgezeichnet. «Die Umgestaltung aus Massivholz war eine sehr spannende Herausforderung», erinnert sie sich.
Holz aus der Region
Wie schon bei Vater und Grossvater liegt bei Barbara Schuler-Rozzi auch eine grosse Faszination im Entwurf von Möbeln. Sie entstehen meistens in Zusammenarbeit mit Kunden. Gemeinsames Gestalten sei für sie wichtig, erklärt sie. Im Jahr 2018 startete sie zusammen mit der Influencerin Martina Bisaz und der Zuozer Designerin Aita Bott ein eigenes Projekt. Daraus entstanden ist die kippbare Sitzbank «Balaben». Setzt man sich drauf, muss man ganz schön auf die Balance achten. «Mit der Bank bringen wir die Leute zur Kommunikation», meint die Schreinerin lachend. Leider hat es damit beim Prix Lignum nicht für einen Preis gereicht. Für Barbara Schuler-Rozzi kein Problem: «Wir hatten sehr viel Spass bei der Ideenfindung und der Ausführung.»
Die Bank ist selbstredend aus Holz aus dem Albulatal. «Ich bin ein Naturmensch und hier zu Hause. Es ist also eine logische Folgerung, dass für mich das wichtig ist.» Ebenso wichtig ist es für sie, handwerkliche Traditionen weiterzuführen, immer mit der Idee dahinter, dass Formen und Designs auch neu gedacht werden können.
Barbara Schuler-Rozzi ist Schreinerin aus Leidenschaft. (Foto: Martina Bisaz)
Zurück zu Judith Burri: Sie freut sich schon jetzt auf das Felsenfest in Bivio. Es findet dieses Jahr bereits zum 13. Mal statt. Wie es der Name sagt, stehen Fels und Stein im Vordergrund. Nicht umsonst. Die Gegend um Bivio ist geologisch interessant. Wo einst der afrikanische Kontinent mit dem europäischen zusammenstiess, sind vielfältige geologische Formationen entstanden. Am Fest präsentieren deshalb Künstlerinnen, Handwerker, Musiker und Geologinnen ihre Arbeit, interessante Themen und ihre Produkte rund um Fels und Stein. Besucherinnen und Besucher dürfen selber aktiv werden. So können sie Steine schleifen oder Skulpturen gipsen. Sie lassen Steine balancieren und musizieren im Klanggarten. «Das Fest und der dazugehörige Markt mit bis zu 2000 Besuchern haben sich inzwischen zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Bivio entwickelt», sagt Judith Burri.»